Die Anbahnungsphase dient dazu, herauszufinden, ob Pflegekind und Pflegefamilie wirklich zueinander passen. Sie soll dem Kind einen sanften Übergang ermöglichen und den potenziellen Pflegeeltern gleichzeitig die Sicherheit geben, dass sie diese Verantwortung langfristig übernehmen möchten. Während dieser Zeit können Unsicherheiten auftreten – das ist ganz normal. Oft sind es anfängliche Ängste oder Selbstzweifel, die sich durch Gespräche mit der zuständigen Fachkraft klären lassen. Sollte sich jedoch zeigen, dass grundlegende Bedenken bestehen – etwa, weil keine Verbindung zum Kind entsteht oder die Familie sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt – kann und sollte die Anbahnung beendet werden. Eine solche Entscheidung ist kein persönliches Scheitern, sondern ein verantwortungsbewusster Schritt, der auch von Jugendämtern respektiert wird.
Bevor es so weit kommt, erhalten potenzielle Pflegeeltern zunächst Einsicht in die Akte des Kindes. Diese enthält wichtige Informationen über seine Geschichte und die Rahmenbedingungen der Pflege. So können sich Interessierte einen ersten Eindruck verschaffen und abwägen, ob das Kind zu ihrer Familie passen könnte. Wenn sie sich eine Aufnahme vorstellen können, folgen erste Treffen in der gewohnten Umgebung des Kindes. Dabei haben beide Seiten die Möglichkeit, sich kennenzulernen und herauszufinden, ob eine vertrauensvolle Beziehung entstehen kann.
Ein strukturierter Übergang ist für das Kind besonders wichtig. Um ihm Sicherheit zu geben und die Eingewöhnung zu erleichtern, sollten zukünftige Pflegeeltern bereits bestehende Rituale übernehmen. Diese Konstanten helfen dem Kind, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und Vertrauen zu fassen.
Die Dauer der Anbahnung ist individuell verschieden und kann von wenigen Tagen bis zu vielen Wochen reichen. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab: etwa dem Alter des Kindes, der Zeit, die es bereits in seiner aktuellen Umgebung verbracht hat, der Qualität seiner bisherigen Bindungen und seiner Bereitschaft, sich auf eine neue Familie einzulassen.
Ein enger Austausch zwischen den bisherigen Bezugspersonen, den zukünftigen Pflegeeltern und den zuständigen Fachkräften ist während dieser Zeit besonders wichtig. Nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kann der richtige Zeitpunkt für den endgültigen Übergang gefunden werden.
Die Anbahnungszeit bietet eine wertvolle Gelegenheit, um herauszufinden, ob Pflegekind und Pflegeeltern langfristig harmonieren. Falls ernste Zweifel aufkommen, ist es ratsam, diese offen mit der Fachkraft zu besprechen. Während manche Unsicherheiten mit der Zeit verschwinden, gibt es auch Fälle, in denen sich Pflegeeltern nicht sicher fühlen oder keine emotionale Bindung zum Kind aufbauen können. In solchen Situationen sollte die Anbahnung nicht aus Angst vor einer langen Wartezeit oder aus Mitleid fortgesetzt werden. Ein Abbruch bedeutet nicht, dass jemand versagt hat – vielmehr zeigt er Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Kind und der eigenen Familie.